Respektvoll nein sagen
30. März 2022Wie Sie den Arbeitstag abschließen können
2. Mai 2022Feierabend machen, das klingt leicht und fällt vielen Arbeitnehmern so schwer. Mehr als 40 Prozent der Beschäftigten können abends nicht von der Arbeit abschalten, fand das NRW-Landesinstitut für Arbeitsgestaltung heraus. 23 Prozent sagen sogar, dass die anhaltenden Gedanken an den Job das größte Hindernis seien, sich zu regenerieren.
Dabei sind das Abschalten von der Arbeit und eine erfolgreiche Erholung so wichtig für die Befindlichkeit und auch für die Leistungsfähigkeit.
Mangelndes Abschalten führt zu schlechter Laune, schlechten Beziehungen, schlechtem Schlaf und schlechter Gesundheit.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, im Feierabend von der Arbeit anzuschalten, dann kann das an sogenannten Inneren Antreibern liegen.
Kennen Sie auch diese kleinen Stimmen in ihrem Inneren, die Ihnen sagen, dass Sie sich mehr anstrengen sollten, dass Sie 120% geben müssen, dass Sie andere nicht verärgern dürfen? Es handelt sich dabei um innere Antreiber, die häufig auf Glaubenssätzen beruhen, die wir schon lange mit uns herumtragen.
Folgende Antreiber gibt es:
- Sei perfekt!
- Hinter diesem Antreiber stecken ein hohes Leistungsmotiv und der Wunsch nach Anerkennung durch Leistung. Der Perfektionismus soll dabei helfen, jegliche Kritik zu verhindern. Dieser Antreiber sagt z.B.: „Gut ist nicht gut genug“, „Ich muss es noch besser machen“, „Ich darf keine Fehler machen.“ In Maßen ist dieser Antreiber hilfreich bei Aufgaben, bei denen Genauigkeit wichtig ist. Im Übermaß sorgt der Antreiber für Dauerstress, weil die Perfektion unerreichbar ist und es immer noch besser ginge. Außerdem verlieren sich Menschen mit diesem Antreiber nicht selten in Details und beenden Aufgaben spät oder gar nicht, weil sie mit dem Ergebnis nie zufrieden sind.
- Mach es allen recht!
- Das zentrale Motiv hinter diesem Antreiber ist Zugehörigkeit und Angenommensein. Menschen, bei denen dieser Antreiber ausgeprägt ist, nehmen die Bedürfnisse anderer wichtiger als die eigenen und sagen daher nahezu immer ja. Sie sehen sich als verantwortlich für das Wohlbefinden anderer an, wollen um jeden Preis akzeptiert werden und vermeiden Konflikte. Sätze dieses Antreibers sind z.B. „Ich muss dafür sorgen, dass es allen gut geht“, „Ich muss es allen recht machen.“ In Maßen sorgt dieser Antreiber für Empathie, Hilfsbereitschaft und ein gutes Gespür für die Gefühle und Bedürfnisse anderer.
- Sei stark!
- Dieser Antreiber flüstert Ihnen z.B. Folgendes ein „Wie es in mir aussieht, geht keinen was an“, „Ich komme alleine klar“, „Beiß die Zähne zusammen.“ Menschen, bei denen dieser Antreiber ausgeprägt ist, ist Autonomie besonders wichtig. Sie behalten ihre Gefühle für sich, lösen alle Probleme alleine und wirken nach außen stark und kontrolliert. Ein Nein kommt ihnen daher deshalb manchmal schwer über die Lippen, weil sie es für ein Eingeständnis von Schwäche halten, wenn sie diese zusätzliche Aufgabe nicht auch noch übernehmen.
- Sei schnell!
- Wenn Sie oft die innere Stimme „Beeil Dich“ hören, dann ist dieser Antreiber vermutlich stark bei Ihnen ausgeprägt. Er führt zu Dynamik und Hektik und lässt Menschen meist mehrere Dinge gleichzeitig tun. Dadurch sind sie mit dem Kopf häufig schon beim nächsten Thema. In Maßen sorgt er für zügige Entscheidungen und schnelle Ergebnisse. Bei starker Ausprägung sorgt der ständige Zeitdruck jedoch für Stress und führt oft dazu, dass Dinge oberflächlich bearbeitet oder nicht zu Ende geführt werden.
- Streng Dich an!
- Menschen mit diesem Antreiber haben ein hohes Pflichtbewusstsein, zeigen vollen Einsatz und sind sehr fleißig. Ergebnisse zählen nur dann, wenn der Weg dorthin anstrengend und schwer war. Dieser Antreiber benutzt Sätze wie: „Ich gebe nie auf“, „Für Erfolg muss ich hart arbeiten.“ In Hoher Ausprägung sordt er für ständigen Druck.
In Maßen haben die Antreiber auch ihre Vorteile. Sie bringen uns dazu, gründlich zu sein, uns Mühe zu geben, Rücksicht auf andere zu nehmen und Verantwortung für unsere Angelegenheiten zu übernehmen. Im Übermaß verhindern sie nicht selten das Abschalten im Feierabend, verursachen Stress und führen nicht selten neben Unzufriedenheit sogar zu einer Leistungsreduktion.
Daher ist es sinnvoll, die eigenen Antreiber zu kennen und Methoden zu erwerben, sie zu zähmen. Je nach Ausprägung gelingt dies durch eine intensive Arbeit an den eigenen Glaubenssätzen oder durch die Entwicklung von neuen Sätzen, in denen Sie wertschätzend mit sich umgehen. Je nach Antreiber können solche „Mantras“ z.B. lauten:
- „Alle Menschen machen Fehler, auch ich darf welche machen.“
- „Meine Bedürfnisse und Wünsche sind mir auch wichtig.“
- „Ich darf anderen die Chance geben, mir zu helfen.“
- „Ich darf mir Zeit nehmen.“
- „Es darf auch leicht sein.“
Da Ihr persönlicher Antreiber Sie vermutlich schon eine ganze Weile begleitet, braucht es Übung und ein wenig Geduld, um das neue Mantra einzusetzen und den Antreiber dadurch zu zähmen oder sogar zu verabschieden.
Teilen Sie mir gerne Ihre Erfahrungen mit Ihren Antreibern in den Kommentaren mit.
In den nächsten Blog-Artikeln erfahren Sie, wie Rituale Sie beim Abschalten vom Arbeitstag unterstützen können.